Dezentraler Netzbooster | Projektbeschreibung
Gemeinsam mit E.ON und LEW Verteilnetz (LVN) hat Amprion den dezentralen Netzbooster entwickelt. Im Zuge dieses Projektes wird in Schwaben ein Verbund aus Batteriemodulen an das Verteilnetz angeschlossen.
Weniger Redispatch durch Sicherheitspuffer
Der Umbau des Energiesystems ist in vollem Gange. Dabei wird der Netzbetrieb zunehmend komplexer. Immer wieder müssen die Übertragungsnetzbetreiber die Stromerzeugung punktuell drosseln und an anderer Stelle erhöhen, um die Überlastung einzelner Leitungen zu vermeiden. Dieser so genannte Redispatch nimmt seit Jahren zu. Die Kosten dafür belaufen sich im deutschen Übertragungsnetz jedes Jahr auf mehrere Milliarden Euro – eine Belastung für unsere Volkswirtschaft.
Zusätzlich zum dringend erforderlichen Netzausbau braucht es deshalb schon kurzfristig Maßnahmen, um die Zahl der Redispatch-Maßnahmen im Übertragungsnetz zu reduzieren. Eine davon ist der sogenannte dezentrale Netzbooster. Der Verbund aus Batteriemodulen kann seine Leistung als zusätzlicher Sicherheitspuffer jederzeit bereitstellen. So kann die Schwelle, ab der Redispatch notwendig wird, höher angesetzt werden.
Das hat zwei Effekte: Zum einen können die Leitungen im Übertragungsnetz im Regelbetrieb höher ausgelastet werden. Zum anderen wirkt der Batterieverbund Leitungsengpässen entgegen – denn auf Anforderung von Amprion entlastet er das Stromnetz innerhalb von Sekunden, also schneller als konventionelle Kraftwerke es je könnten.
Als Standort für den dezentralen Netzbooster ist Bayerisch-Schwaben besonders gut geeignet, da gerade in Süddeutschland häufig für den Redispatch Kraftwerke hochgefahren werden müssen. Diese zumeist konventionellen Kraftwerke sollen dank des Netzboosters seltener gebraucht werden.
Die Funktionsweise des dezentralen Netzboosters erklären wir in diesem Video:
Modularer Aufbau im Verteilnetz
Anstatt einer zentralen Anlage mit direktem Anschluss an das Übertragungsnetz wird der Netzbooster auf fünf Standorte in Bayerisch-Schwaben aufgeteilt und an das regionale 110-Kilovolt-Verteilnetz angeschlossen. Als Netzanschlusspunkte sind bestehende Umspannanlagen im LVN-Netzgebiet vorgesehen. So entstehen die Batteriespeicher mit einer Leistung von jeweils 50 Megawatt an den Standorten Gersthofen, Irsingen, Memmingen, Oberottmarshausen und Vöhrigen. Dieser modulare Ansatz verringert die Anschlusskosten, erhöht die Verfügbarkeit des Netzboosters und reduziert an den einzelnen Standorten die Eingriffe in die Landschaft.
Jedes Modul besteht aus mehreren Batterieeinheiten mit Schalt- und Steuerungstechnik. Insgesamt hält der dezentrale Netzbooster 250 Megawatt Leistung vor.
Ausschreibung von Bau und Betrieb
Amprion hat den dezentralen Netzbooster nach § 11a Energiewirtschaftsgesetz diskriminierungsfrei ausgeschrieben. Das Projekt wurde im November 2025 an das Unternehmen EDF RE Speicherprojekte 1 GmbH & Co. KG vergeben. Die Projektgesellschaft der EDF power solutions Deutschland GmbH wird den dezentralen Netzbooster in Bayerisch-Schwaben errichten und betreiben. Dies umfasst auch die Detailplanung der konkreten Batteriestandorte und die Einholung der erforderlichen Genehmigungen.
Mehrfachnutzung: Innovation für mehr Wirtschaftlichkeit
Amprion hat in der Ausschreibung neben den Netzanschlusspunkten auch das Abrufkonzept vorgegeben.
Die innovative Betriebsweise ist das Alleinstellungsmerkmal des Projektes: Wenn der Netzbooster nicht für die Stabilisierung des Übertragungsnetzes benötigt wird, kann LVN die Batteriespeicher nutzen, um das regionale Stromnetz zu entlasten. Dies soll eine Kooperationsvereinbarung der Netzbetreiber regeln. In den Sommermonaten darf EDF power solutions Deutschland die Batteriespeicher zudem auf dem Strommarkt anbieten und somit einen dritten Nutzen erschließen. Dieser Mehrfachnutzen optimiert den volkswirtschaftlichen Nutzen des Pilotprojektes.
Der dezentrale Netzbooster soll zum 01.01.2028 in Betrieb gehen.