Eingriffskompensation
Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft vermeiden wir beim Netzausbau möglichst. Unvermeidbare Eingriffe werden an anderer Stelle kompensiert, wie es das Bundesnaturschutzgesetz vorschreibt. Unsere Maßnahmen gehen jedoch über die gesetzlichen Vorgaben hinaus: Als Wegbereiter des klimaneutralen Energiesystems begreifen wir den Naturschutz als Teil unseres unternehmerischen Auftrags.
Wesel am Niederrhein
Für den Bau des Leitungsbauprojektes von Wesel bis nach Utfort (Moers) hat Amprion im Jahr 2018 ein rund 19 Hektar großes Grundstück in Dinslaken (Wesel) erworben. Das zuvor entwässerte und intensiv ackerbaulich genutzte Grundstück wurde im Zuge eines Ökokontos* umgestaltet. Dazu gehörten die Anlage einer Streuobstwiese, die Aufforstung eines klimaresistenten Eichen-Hainbuchenmischwaldes sowie die Aussaat einer standortgerechten regionaltypischen Grünlandmischung mit einem hohen Anteil von insektenfreundlichen Stauden.
Der Verzicht auf chemische Beikrautbekämpfung sowie auf künstliche Nährstoffeinträge ist hier oberstes Gebot. Das Ziel ist eine hohe Artenvielfalt zu erhalten und der Stickstoffdeposition in den Boden sowie in das angrenzende Gewässer entgegenzuwirken.
Ein weiterer Bereich dieses Projekts befindet sich in Wesel-Obrighoven auf einer ca. drei Hektar großen Fläche, die teilweise zu einem Fauna-Flora-Habitat-Gebiet (FFH-Gebiet) gehört. FFH-Gebiete sind Schutzgebiete, die dem Schutz von Lebensraumtypen nach EU-Richtlinie dienen. Sie bilden gemeinsam mit den Europäischen Vogelschutzgebieten das Netzwerk Natura 2000.
Hier werden Altwaldbestände aus der konventionellen forstwirtschaftlichen Nutzung genommen, um den Totholzanteil und das Höhlenbaumpotenzial zu erhöhen. Beide Flächen generieren rund 900.000 Ökopunkte**.
Plettenberg im Sauerland
Für den Bau der 380kV-Höchstspannungsfreileitung von Dortmund-Kruckel nach Dauersberg in Rheinland-Pfalz wurde im Jahr 2018 ein Grundstück von 51 Hektar Größe in Plettenberg (Märkischer-Kreis) erworben. Hier werden diverse Maßnahmen umgesetzt, wie der Nutzungsverzicht eines Auwaldes und die Umwandlung von Intensivacker in Extensivgrünland. Auf der gesamten Fläche ist die Einbringung von Nährstoffen untersagt, um Stickstoffeinträge in den Boden und Gewässer zu reduzieren. Auf dem gesamten Komplex konnten über eine Million Ökopunkte generiert werden. Arten wie Ringelnatter, Eisvogel, Wasseramsel, Schwarzstorch, Prachtlibelle oder Neuntöter sind hier mittlerweile regelmäßig anzutreffen.
Ammerland im Ipweger Moor
Im Zuge des Netzanschlusses der Offshore Windparks kommt es im Naturraum Watten und Marschen zu Eingriffen in das Schutzgut Boden und Biotope. Zum Ausgleich dieser Eingriffe hat Amprion eine 48 Hektar große Rhododendron-Baumschule auf einem entwässerten Moorstandort im Ammerland erworben. Auf dieser Fläche entsteht durch das Verschließen der Entwässerungsgräben wieder ein naturnaher Wasserhaushalt. Anschließend findet im westlichen Teil die Aufforstung eines typischen Moorwaldes statt. Zum angrenzenden Offenland, welches bereits Vogelarten wie Kiebitz und Rotschenkel einen Lebensraum bietet, wird ein Feuchtgrünland mit temporären Kleingewässern angelegt. Dadurch entstehen mindestens 1,2 Mio. Ökopunkte.
*Als Ökokonto wird die gezielte vorzeitige Bevorratung von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen bezeichnet, die bei späteren Eingriffen in die Natur und Landschaft als Kompensationsmaßnahmen angerechnet werden können. Mit Hilfe des Ökokontos werden Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen vorgezogen durchgeführt, dokumentiert und verwaltet, bis sie einem späteren Eingriff zugeordnet werden können.
** Der Wert eines Ökokontos wird in Ökopunkten dargestellt. Ein Ökopunkt entspricht dem Kompensationserfordernis von einem Quadratmeter.