Amprion drückt bei Windstromverbindung ins Rhein-Main-Gebiet aufs Tempo

Der Übertragungsnetzbetreiber startet die Planungen für ein weiteres Erdkabelvorhaben von der Nordsee in den Süden Deutschlands. Der Rhein-Main-Link ist eins der zentralen Netzausbauprojekte, um Deutschland bis 2045 klimaneutral mit Energie zu versorgen. Bis zu acht Gigawatt Leistung aus Offshore-Windenergie soll die Stromverbindung direkt nach Hessen bringen und dort den Wirtschaftsraum stärken.

Amprion plant mit dem Rhein-Main-Link erstmals vier Gleichstrom-Erdkabelvorhaben in einem gemeinsamen Energiekorridor über 500 Kilometer Länge zu bündeln. „Bei den Planungen machen wir jetzt Tempo. Zur Beschleunigung setzen wir auf das neue Präferenzraumverfahren der Bundesnetzagentur“, sagt Dr. Dominik Stunder, Gesamtprojektleiter für den Rhein-Main-Link. Das neue Verfahren ersetzt die zeitintensive Bundesfachplanung.

Der Rhein-Main-Link besteht aus den vier Vorhaben mit den Kennzeichnungen DC34, DC35, NOR-19-2 und NOR-19-3. Für die bereits gesetzlich verankerte Verbindung DC34 musste der Präferenzraum jetzt bei der Bundesnetzagentur beantragt werden. Die Behörde wird bis Ende November 2023 diesen fünf bis zehn Kilometer breiten Raum für die spätere Erdkabeltrasse vorlegen und öffentlich konsultieren. Für die anderen drei Vorhaben war dieser Antrag nicht notwendig, da der Gesetzgeber das verschlankte Verfahren bereits im vergangenen Jahr für kommende Gleichstromverbindungen festgelegt hatte.

Zur weiteren Beschleunigung möchte Amprion außerdem die neuen gesetzlichen Regelungen der EU-Notfallverordnung anwenden, die die Vorgaben im Umwelt- und Artenschutz vereinfachen. Bereits bis zum 30. Juni 2024 will Amprion in das Planfeststellungsverfahren für den Rhein-Main-Link einsteigen. Darin wird dann der konkrete Leitungsverlauf innerhalb des Präferenzraums festgelegt.

Stärkung der Wirtschaftsregion Rhein-Main

Ab 2033 sollen die ersten zwei Gigawatt Offshore-Leistung nach Hessen fließen. Die Gesamt-Übertragungsleistung des Rhein-Main-Links von acht Gigawatt entsprechen dem Energiebedarf von etwa acht Millionen Menschen. In Hessen profitieren zudem hunderte von Unternehmen von der künftigen Windstromverbindung. Durch die Dekarbonisierung industrieller Prozesse sowie mehr Elektrofahrzeuge und Wärmepumpen erhöht sich der Energiebedarf im Rhein-Main-Gebiet enorm. Hinzu kommt der steigende Leistungsbedarf von Rechenzentren, die einen wesentlichen Beitrag zur deutschen Digitalisierung leisten.

Viele Vorteile durch Bündelung

Die Verbindung DC34 beginnt in Niedersachsen im Bereich von Rastede, Wiefelstede, Ovelgönne und Westerstede und endet bei Bürstadt in Hessen. DC35 hat denselben Startpunkt wie DC34 und den Endpunkt im hessischen Hofheim-Marxheim. Die beiden Offshore-Netzanbindungssysteme NOR-19-2 und NOR-19-3 starten jeweils in der Nordsee und führen bis ins hessische Ried beziehungsweise nach Kriftel. Dabei sollen sie die Startregion der beiden anderen Gleichstromverbindungen DC34 und DC35 durchlaufen.

„Wir haben früh erkannt, dass es aufgrund der räumlichen Nähe sinnvoll ist, die vier Vorhaben gemeinsam zu planen. Wir erhoffen uns dadurch insbesondere einen geringeren Eingriff in Natur und Landschaft“, betont Dr. Dominik Stunder. „Wir beanspruchen zudem weniger Flächen und sparen letztlich auch Zeit und Aufwand, indem wir gleichzeitig bauen.“

Voraussetzung für die Bündelung aller vier Vorhaben ist die Aufnahme in das Bundesbedarfsplangesetz. Die Verbindung DC34 ist dort bereits mit der Nummer 82 gelistet. Die Verbindungen DC35, NOR-19-2 und NOR-19-3 stehen im Netzentwicklungsplan. „Wir rechnen im kommenden Jahr mit der gesetzlichen Bestätigung“, sagt Gesamtprojektleiter Stunder.

Dialog mit der Öffentlichkeit bleibt wichtig

„Die Beschleunigung der Verfahren geht bei Amprion nicht auf Kosten des Dialogs mit der Öffentlichkeit“, betont Dr. Dominik Stunder. „Sobald ein Entwurf des Präferenzraums von der Bundesnetzagentur vorliegt, werden wir in den Regionen vor Ort über mögliche Leitungsverläufe informieren. Ein frühzeitiger und kontinuierlicher Dialog ist uns wichtig.“

Jonas Knoop
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an:
Jonas Knoop
Projektsprecher Hessen
Mariella Raulf
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Mariella Raulf
Projektsprecherin Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen