Reserveleistung für Winterhalbjahr
Der Dortmunder Übertragungsnetzbetreiber Amprion GmbH und die Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG haben sich darauf verständigt, dass KMW das Kraftwerk 2 mit rund 350 Megawatt Leistung im kommenden Winterhalbjahr einsatzfähig halten wird. Der Abruf der Kraftwerksleistung erfolgt auf der Grundlage der gesetzlichen Regelung des Paragrafen 13 Energiewirtschaftsgesetz. Diese Vereinbarung gilt für die Zeit vom 1. November 2012 bis zum 31. März 2013. Amprion hat gegenüber KMW eine entsprechende Erklärung zur Übernahme der entstehenden Kosten abgegeben.
Wegen der veränderten Erzeugungslandschaft bleibt die Situation für die Stromübertragungsnetze auch im kommenden Winter sehr schwierig. An der angespannten Netzsituation in weiten Teilen des deutschen Netzes hat sich gegenüber dem vergangenen Winter nichts Wesentliches geändert, obwohl die Übertragungsnetzbetreiber der Spannungs- und Engpassproblematik mit neuen Maßnahmen begegnen. So wurden neue Netzkomponenten installiert, die Blindleistung erzeugen und damit zur Spannungshaltung beitragen. Ein so genannter Phasenschieber am ehemaligen Kernkraftwerk Biblis wurde etwa im Februar 2012 in Betrieb genommen.
Der Winter 2011/2012 machte sehr deutlich, in welcher schwierigen Lage sich die deutschen Übertragungsnetze derzeit befinden. Er warf ein Schlaglicht auf die großen Herausforderungen, vor denen das Höchstspannungsnetz durch den Umbau der Stromversorgung steht. Mit der Abschaltung von Kernkraftwerken und der zunehmenden Einspeisung der schwankenden erneuerbaren Energien sind die Netze einer extrem hohen Belastung ausgesetzt. Um sie stabil zu halten und überall die sichere Stromversorgung zu garantieren, müssen die Übertragungsnetzbetreiber immer häufiger massiv eingreifen, etwa durch das Hoch- und Herunterfahren von Kraftwerken (Redispatch). So kam es von Oktober 2011 bis März 2012 im gesamten deutschen Netzgebiet fast täglich zu Netzbelastungen, die schnelles Eingreifen nötig machten. Diese starke Zunahme zeigt, dass das deutsche Höchstspannungsnetz an den Grenzen seiner Leistungsfähigkeit betrieben wird und damit im Falle von Störungen die Wahrscheinlichkeit von großflächigen Stromausfällen zugenommen hat.