Feierliche Inbetriebnahme neuer Anlagentechnik in der Umspannanlage Kriftel

Bei einem Festakt mit Vertretern der Landes- und Lokalpolitik und einem anschließenden Tag der offenen Tür nahm Amprion heute die erweiterte Umspannanlage in Kriftel in Betrieb. Mit neuer Anlagentechnik ausgestattet leistet sie zukünftig einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Stromversorgung für die Wirtschaft und Bürger im Rhein-Main Gebiet.

Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, sagte nach der offiziellen Inbetriebnahme: "Hessen will seinen Energiebedarf im Jahr 2050 vollständig aus erneuerbaren Quellen decken. Das erfordert auch einen Umbau unserer Stromnetze. Die Investition von Amprion in Kriftel ist ein wichtiger Beitrag zur Energiewende in unserem Bundesland."

Franz Jirasek, Erster Beigeordneter der Gemeinde Kriftel, betonte die partnerschaftliche Zusammenarbeit beim Ausbau der Anlage: "Schon mit den ersten Plänen für die Umspannanlage Ende der 90er Jahre hat sich die Gemeinde kooperativ gezeigt. Natürlich gab es Vorbehalte, aber wir haben für Kriftel eine gute Lösung für unsere Gemeindeflächen erreicht."

Welche wichtige Rolle die neue Anlagentechnik für das Stromnetz spielt, erläuterte Dr. Klaus Kleinekorte, technischer Geschäftsführer von Amprion: "Durch optimiertes Schalten von vielen elektronischen Modulen trägt die neue Hybridanlage in Kriftel dazu bei, das Spannungsniveau im Netz stabil zu halten und damit weiterhin die hohe Versorgungssicherheit in der Region zu gewährleisten."

Tim Dawidowsky, CEO EPC Projects bei Siemens Gas and Power, sagte: "Wir freuen uns über die erfolgreiche Inbetriebnahme der bisher leistungsstärksten SVC PLUS-Anlage Europas, die wir für unseren Kunden Amprion hier in Kriftel realisiert haben."

Amprion hatte die Umspannanlage in den vergangenen Jahren erweitert. Notwendig wurde die neue Technik in Kriftel durch die veränderte Struktur der Stromerzeugung im deutschen Stromnetz. Die Energiewende macht einerseits einen Ausbau des Übertragungsnetzes erforderlich sowie andererseits dessen Ergänzung um Blindleistungskompensationsanlagen. Die Kompensationsanlagen helfen den Übertragungsnetzbetreibern dabei, die erheblichen Spannungsschwankungen auszugleichen, die an den Netzknoten entstehen.

Mit Blick auf die Erweiterung sagt Franz Jirasek: "Wir waren überrascht, dass die Firma Amprion schon im Januar 2014 mit den Plänen für eine Erweiterung und den Bau einer zusätzlichen Blindleistungskompensationsanlage auf die Gemeinde zukam. Das zeigt, wie wichtig dies für eine sichere Stromversorgung der Bürger und der Wirtschaft in der Rhein-Main-Region ist. Es folgten sehr konstruktive Gespräche, wir kamen zu einem schnellen Konsens. Auch für Kriftel ist die Erweiterung positiv, und nicht nur mit Blick auf die Energieversorgung: Die Gemeinde konnte eine eigene, 18.464 Quadratmeter große, neben der bestehenden Anlage gelegene Fläche an Amprion verkaufen und erhielt zudem andere auf das Gemeindegebiet verteilte Flächen zurück."

Nach dem Festakt konnten sich am Freitagnachmittag auch Anwohner und Interessierte ein Bild von der Umspannanlage machen. Beim Tag der offenen Tür informierte Amprion über seine Aufgaben und Projekte, führte Besucher durch die Umspannanlage und bot schwindelfreien Gästen einen ungewöhnlichen Perspektivwechsel: Wer den Aufstieg mit einer LKW-Hubarbeitsbühne wagte, der wurde mit einem tollen Blick über die Anlage und die Umgebung belohnt.

Umspannanlage Kriftel

Die Umspannanlage im Krifteler Läusgrund leistet einen wesentlichen Beitrag zur langfristigen Sicherung der Stromversorgung im nordwestlichen Rhein-Main-Gebiet und des Industrieparks Höchst. Die mit 380 Kilovolt über die Freileitungen transportierte Energie wird in der Anlage heruntertransformiert und anschließend über das 110-Kilovolt-Netz regional verteilt. Die Anlage ist seit 2004 in Betrieb und wurde von 2016 bis 2018 erweitert. Amprion investierte in den vergangenen drei Jahren insgesamt rund 34 Millionen Euro in die Modernisierung der Anlage.

Hintergrund

Für die Energieübertragung mit Wechselstrom ist Blindleistung erforderlich. Sie stützt die Spannung im Netz bei der Übertragung großer Leistungen über weite Strecken. Solche weiträumigen Stromtransporte sind zum Beispiel erforderlich, um Windstrom aus dem Norden im industriereichen Süden Deutschlands nutzen zu können. Bisher wurde sie vor allem von den Generatoren der Großkraftwerke bereitgestellt. Da viele von ihnen im Zuge der Energiewende vom Netz gehen, reagiert Amprion mit der Installation von Blindleistungskompensationsanlagen.

Mithilfe von Blindleistung kann die Spannung im Stromnetz je nach Bedarf angehoben oder abgesenkt werden.

In Kriftel hat Amprion zwei dieser Anlagen errichtet: Einen mechanisch geschalteten Kondensator mit Dämpfungsnetzwerk (MSCDN) sowie eine leistungselektronische Kompensationsanlage (STATCOM). Je nach Bedarf können sie die Spannung im Netz anheben oder senken und sichern.

Gemeinsam bilden diese beiden Anlagen zur Blindleistungskompensation die erste Hybridanlage bei Amprion und die leistungsstärkste ihrer Art im deutschen Netz. Sie wurde mit dem Systempartner Siemens errichtet und wurde heute offiziell in Betrieb genommen.

Joëlle Bouillon
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Joëlle Bouillon
Leiterin Projektkommunikation für Gleichstromprojekte (DC)