Stromnetz war im Sommer „zu jedem Zeitpunkt stabil“

Netzstabilität
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Blick in eine Reihe von Solarpanelen in einem PV-Park. Links und rechts sind weitere Reihen von Solarpanelen erkennbar. Die Panele stehen auf einer Wiese, die von Trockenheit etwas gelblich gefärbt ist. Im Hintergrund Bäume und ein blauer Himmel mit vereinzelten Wolken.
Die langen Wochenenden rund um die Frühjahrsfeiertage hat Amprion stets besonders im Blick. Das sind die Tage, an denen häufig viel Strom aus erneuerbaren Energien – insbesondere aus Photovoltaik – erzeugt wird und gleichzeitig die Stromnachfrage gering ist.

“Die Stabilität des Übertragungsnetzes war zu jedem Zeitpunkt gewährleistet. Wir konnten sie mit unseren Werkzeugen der Systemführung sicherstellen“, resümiert Amprion-CEO Dr. Christoph Müller das Frühjahr und den Sommer 2025.

52,5
GW PV-Einspeisung

Neuer Rekord im Sommer 2025

Weniger Windstrom, mehr Ost-West-Lastflüsse

Was die Erzeugung von Strom aus Wind angeht: Die fiel geringer aus als im Sommer des Vorjahres, weil diesen Sommer schlicht weniger Wind wehte. Für das Netzgebiet von Amprion bedeutet dies, dass auch weniger Windenergie abgeregelt werden musste – und geringere Kosten für Redispatch bei dieser Erzeugungsart.

Eine neue Entwicklung ist, dass es im deutschen Stromnetz wegen der osteuropäischen Solarstrom-Erzeugung verstärkt zu Ost-West-Lastflüssen kam, die Netzengpässe verursachten. Insgesamt mussten die Übertragungsnetzbetreiber in der Spitze mit bis zu 4 Gigawatt Redispatch-Maßnahmen eingreifen.

Info

Redispatch-Management

Beim Auftreten von Engpässen werden bestimmte Leitungen im Netz entlastet durch die Verlagerung von Kraftwerkseinspeisungen. Dieses Verfahren nennt man Redispatch-Management. Es wird präventiv genutzt in der Vorausplanung, um zum Beispiel Netzüberlastungen für die nächsten Stunden im Vorfeld zu verhindern. Kuratives Redispatch wird im laufenden Netzbetrieb eingesetzt, um vorhandene oder unmittelbar bevorstehende Überlastungen zu beheben. Das Redispatch-Management ist kein marktbasiertes Verfahren, weil es die durch den Engpass hervorgerufenen Preissignale nicht an die verantwortlichen Marktteilnehmer weitergibt. Das Verfahren kann temporär helfen, ist aber kein Ersatz für die grundsätzliche Behebung von dauerhaften Engpässen durch Netzausbau.

Das Symbol, das Sie beschreiben, stellt eine Kombination verschiedener erneuerbarer Energiequellen dar. Es zeigt eine Windturbine, eine Solaranlage und eine Silhouette einer Stadt oder eines Industriegebiets.

Neuer PV-Rekord – und häufiger negative Preise

Im Sommer 2025 gab es einen neuen PV-Rekord mit einer Einspeisung in Höhe von ca. 52,5 GW. Zusätzlich verzeichnete Amprion bis Ende Juni 2025 noch einmal deutlich mehr Stunden mit negativen Preisen als im Vergleichszeitraum 2024.

Allerdings reagieren die „großen“ PV-Anlagen inzwischen deutlich besser auf Preise. Das heißt, sie regeln immer häufiger freiwillig ab, statt negative Preise zu akzeptieren und für das Einspeisen von Strom Geld zu bezahlen. Das dient der Netzstabilität.

Im Jahr 2024 war das Verhalten der PV-Anlagen noch anders gewesen. „Daraus lässt sich ablesen, dass Preisanreize wirken – und wir müssen noch mehr Anlagen diesen Anreizen aussetzen“, sagt Dr. Müller.

Ein Mann mittleren Alters mit kurzen grauen Haaren und Brille sitzt lächelnd vor einem holzvertäfeltem Hintergrund. Er trägt einen dunkelblauen Anzug, ein weißes Hemd und eine rote Krawatte mit feiner Struktur. Sein Ausdruck wirkt freundlich und professionell.

Preisanreize wirken – und wir müssen noch mehr Anlagen diesen Anreizen aussetzen.

Dr. Christoph Müller

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CEO

„Produce and forget“ funktioniert nicht mehr

Bei starker PV-Einspeisung besteht nicht automatisch ein Risiko für die überregionale Versorgungssicherheit. Amprion hat verschiedene Möglichkeiten, durch das Agieren am Strommarkt und mithilfe der Werkzeuge der Systemführung einen sicheren Netzbetrieb zu gewährleisten, ohne dass es zu Einschränkungen kommt.

„Die Stabilität des Gesamtsystems durch eine kontrollierte Lastabschaltung zu sichern, ist lediglich die Ultima Ratio“, ordnet Dr. Müller die Lage ein.

Wetterbedingte Schwankungen im Strommarkt und Netz nehmen mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien gleichzeitig weiter zu. Das Prinzip “Produce and forget” kommt damit an seine Grenzen. „Um wetterbedingte Schwankungen auch zukünftig abzufedern und das Stromsystem resilient zu gestalten, ist die netzdienliche Integration von erneuerbaren Energien entscheidend“, bekräftigt Dr. Müller.

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Systemdienstleistungen

Um das Stromnetz stabil und sicher zu betreiben, steht der Systemführung ein gut gefüllter Werkzeugkasten zur Verfügung:

Als Systemdienstleistungen werden in der Elektrizitätsversorgung diejenigen für die Funktionstüchtigkeit des Systems unvermeidlichen Dienstleistungen bezeichnet, die Netzbetreiber für die Kunden zusätzlich zur Übertragung und Verteilung elektrischer Energie erbringen und damit die Qualität der Stromversorgung bestimmen.

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