Es folgt eine Bildbeschreibung:
Das Foto im Querformat zeigt einen Graben, in dem Erdkabel verlaufen. In der vorderen Bildmitte steht ein Vermessungsgerät, rechts und links davon sind jeweils drei rote Schutzrohre mit gelben Verschlüssen an den Enden zu sehen. 
Ende der Bildbeschreibung.

Erdkabel-Pilotprojekte im Höchstspannungs-Drehstrombereich

Erfahrungsbericht: Einsatz von Erdkabeln

Unter welchen Voraussetzungen können Teilabschnitte von Leitungsbauprojekten im 380-kV-Wechselstrom-Höchstspannungsnetz technisch und wirtschaftlich effizient als Erdkabel realisiert werden? Ihre Erkenntnisse aus den Pilotprojekten haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber in einem Erfahrungsbericht zusammengefasst.

Nach rund 1,5 Jahren intensiver Arbeit haben die Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW im Oktober 2020 ihren „Erfahrungsbericht zum Einsatz von Erdkabeln im Höchstspannungs-Drehstrombereich“ dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie übergeben. Sie beschreiben darin den aktuellen Erkenntnisstand, den sie in ihren laufenden Pilotvorhaben gewonnen haben. Im Fokus stehen die Bereiche Technik, Genehmigung, Akzeptanz, Betrieb und Systemsicherheit.

„Erdkabel kein Allheilmittel“

Katrin Schirrmacher, Leiterin Projektkommunikation Amprion

Der Gesetzgeber hat im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) und im Energieleitungsausbaugesetz (EnLAG) für ausgewählte Höchstspannungs-Wechselstromvorhaben Pilotprojekte vorgesehen, in denen unter bestimmten Voraussetzungen Erdkabel errichtet werden können. Dies geschieht auf Teilabschnitten, die sich dafür in technischer und wirtschaftlicher Hinsicht eignen. Die Pilotvorhaben bieten die Möglichkeit, Erdkabel im Höchstspannungsnetz zu testen – denn im eng vermaschten Wechselstromnetz stellen sie weiterhin eine technische Herausforderung dar. Bislang ist noch keines der insgesamt 14 Pilotvorhaben im vollen Systembetrieb. Die ÜNB haben die in den laufenden Projekten gewonnen Erfahrungen und Erkenntnisse gemeinsam ausgewertet und aufbereitet. „Der Erfahrungsbericht zeigt auf, dass die Teilerdverkabelung im Wechselstrombereich nach heutigem Stand kein Allheilmittel für den Netzausbau ist“, sagt Katrin Schirrmacher, Leiterin Projektkommunikation, die den Amprion-Beitrag für den Bericht koordiniert hat. „Während Menschen, die in Sichtweite einer geplanten Leitung wohnen, Erdkabel in der Regel befürworten, lehnen Landwirte und Flächeneigentümer diese häufig ab. Die Diskussion verlagert sich also eher, als dass Widerstände abgebaut werden.“ Die Interessen von Anwohnern dominierten oft die mediale Berichterstattung. Fragen der unmittelbar betroffenen Eigentümer von Flächen – häufig Landwirte – treten dagegen in den Hintergrund, obwohl diese Stakeholdergruppe für die Planung und Umsetzung von Erdkabelprojekten oftmals relevanter sei.

Mehr Komplexität, höhere Kosten

Weiterhin sind sich die Übertragungsnetzbetreiber einig, dass sich Planung, Genehmigung und Bau bei Erdkabeln komplexer gestalten als bei Freileitungen. Das führe schlussendlich zu einer Verzögerung der Projekte. Die Kosten einer Teilerdverkabelung liegen laut Bericht im Vergleich zur Freileitung in Planung, Errichtung und Betrieb mindestens um den Faktor 6 höher. Sie hängen vom Bauverfahren, der Topographie, der Bodenbeschaffenheit und zahlreichen weiteren Faktoren ab.

Wie sich Erdkabelabschnitte auf die Betriebs- und Systemsicherheit im vermaschten Wechselstrom-Höchstspannungsnetz auswirken, ist in der Praxis noch nicht erforscht. Daher empfehlen die Übertragungsnetzbetreiber, zunächst weitere Erfahrungen mit den bisher geplanten Erdkabeln zu sammeln, bevor weitere Projekte dazukommen. Ansonsten könnten die Versorgungssicherheit und eine sichere Systemführung unter Umständen nicht auf dem gewohnten Niveau gewährleistet werden.

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