Übertragungsnetzbetreiber veröffentlichen erste Entwürfe der Netzentwicklungspläne 2030

  • Vierwöchige Konsultation von NEP und O-NEP beginnt
  • Ausbaubedarf für das Strom-Übertragungsnetz steigt weiter
  • Über Bundesbedarfsplan hinausgehender Ausbau bis 2030 weitestgehend im Bestand und in Drehstromtechnik erforderlich

Die Übertragungsnetzbetreiber 50Hertz, Amprion, TenneT und TransnetBW haben heute die ersten Entwürfe des Netzentwicklungsplans (NEP) 2030, Version 2017 und des Offshore-Netzentwicklungsplans (O-NEP) 2030, Version 2017 der Bundesnetzagentur (BNetzA) übergeben und auf  www.netzentwicklungsplan.de veröffentlicht.

Damit beginnt die vierwöchige öffentliche Konsultation, während derer jeder bis zum 28. Februar 2017 online, per E-Mail oder schriftlich Stellungnahmen zu NEP und O-NEP abgeben kann. Die Stellungnahmen fließen in die zweiten Entwürfe von NEP und O-NEP ein.

Vier Szenarien

Der am 30. Juni 2016 von der BNetzA genehmigte Szenariorahmen ist der Ausgangspunkt für die Erstellung des NEP 2030 sowie des O-NEP 2030. Der Szenariorahmen enthält insgesamt vier Szenarien: drei Szenarien mit dem Zieljahr 2030 und ein längerfristiges Szenario mit dem Zieljahr 2035. Die einzelnen Szenarien unterscheiden sich darin, wie stark und wie schnell sich die Energiewende im Hinblick auf den Stromerzeugungsmix, den Stromverbrauch sowie die Durchdringung mit innovativen Technologien, Speichertechnologien und Flexibilitätsoptionen vollzieht.

Für die Zieljahre 2030 und 2035 ist ein starkes innerdeutsches Erzeugungsgefälle mit einem Erzeugungsüberschuss in Norddeutschland und einem Erzeugungsdefizit in Süddeutschland zu beobachten. Zwischen rund einem Viertel und der Hälfte des jährlichen Bedarfs werden in den südlichen Bundesländern aus in- und ausländischen Importen gedeckt. Die Erzeugung in nord- und ostdeutschen Bundesländern übersteigt dagegen die lokale Nachfrage um mehr als das Doppelte.

Die Bedeutung erneuerbarer Energien nimmt weiter zu, Wind (on- und offshore) ist der Energieträger mit dem größten Anteil am Energiemix in allen Szenarien. Wesentliche Treiber für die innerdeutsche Übertragungsaufgabe sind der weitere Ausbau erneuerbarer Energien sowie die starke und zentrale Einbindung Deutschlands in den europäischen Binnenmarkt.

Optimierte Kombination von Gleich- und Wechselstrom

Der im NEP 2030 vorgeschlagene kombinierte Einsatz von Gleichstrom- (DC) und Wechselstrom-Technologie (AC) ermöglicht eine gesamthafte Optimierung des Übertragungsnetzes für die historisch gewachsenen Versorgungsaufgaben und den künftigen, sich ändernden Übertragungsbedarf im Hinblick auf Netzstabilität, Wirtschaftlichkeit und Rauminanspruchnahme.

Ausgehend vom Startnetz sowie den Maßnahmen des Bundesbedarfsplans (BBP) 2015 wurde in den Szenarien A 2030, B 2030 und C 2030 analysiert, inwieweit der darüber hinausgehende Übertragungsbedarf durch zusätzliche AC-Netzverstärkungen in Kombination mit leistungsflusssteuernden Punktmaßnahmen abgebildet werden kann. Die Netzanalysen zeigen, dass sich diese von den ÜNB gewählte Kombination im Hinblick auf das Zieljahr 2030 als eine grundsätzlich praktikable Alternative zum Bau zusätzlicher DC-Verbindungen erweist. Sie stellt sowohl in ökonomischer Hinsicht als auch in Bezug auf das NOVA-Prinzip eine sinnvolle Option dar.

Mit Blick auf 2035 zeigen die Netzanalysen, dass der für das Zieljahr 2030 eingeschlagene Weg an seine Grenzen stößt. Im Sinne eines nachhaltigen und effizienten Gesamtkonzepts werden im Szenario B 2035 wegen des weiter zunehmenden großräumigen Nord-Süd-Übertragungsbedarfs über die im Szenario B 2030 identifizierte Verstärkung des AC-Netzes hinaus zusätzliche DC-Verbindungen in einem Umfang von 6 GW in Kombination mit weiteren AC-Maßnahmen erforderlich.

Die Nachhaltigkeit der von den ÜNB gewählten Lösung wird im kommenden Netzentwicklungsplan, der voraussichtlich ebenfalls die Zieljahre 2030 und 2035 betrachten wird, einer erneuten Überprüfung unterzogen. Aus diesem Grund haben die ÜNB einige der im NEP 2030 erstmals und zusätzlich zum BBP 2015 identifizierten Maßnahmen, deren Nachhaltigkeit noch nicht hinreichend erkennbar ist, als sogenannte nicht vorschlagswürdige Maßnahmen gesondert gekennzeichnet. Abweichend von den anderen Projekten und Maßnahmen werden diese nicht in ausführlichen Steckbriefen im Anhang beschrieben und in den Szenarien-Übersichtskarten andersfarbig dargestellt.

Um- und Ausbaubedarf des Strom-Höchstspannungsnetzes

Das Volumen der Netzverstärkungen auf Bestandstrassen (Seiltausch oder Stromkreisauflagen, Neubau einer leistungsfähigeren Leitung in bestehender Trasse) beträgt je nach Szenario einschließlich Startnetz zwischen 7.600 und 8.500 Trassenkilometer. Der Ausbaubedarf neuer Leitungstrassen liegt in allen Szenarien mit Zieljahr 2030 jeweils bei 3.800 Kilometern, davon sind etwa 2.600 Kilometer HGÜ-Verbindungen und rund 1.200 Kilometer AC-Verbindungen. Auch der deutsche Anteil der Gleichstrom-Verbindungen nach Belgien, Dänemark, Norwegen und Schweden mit einer Länge von rund 330 Kilometern ist darin enthalten. Die Übertragungskapazität der DC-Verbindungen beträgt in diesen Szenarien jeweils in Summe 8 GW.

Investitionskosten NEP 2030

Die Investitionskosten für die Netzmaßnahmen werden im NEP auf Basis von Standardkosten ermittelt und haben einen vorläufigen Charakter. Das Gesamtvolumen der Investitionen liegt in den Szenarien mit dem Zieljahr 2030 zwischen 34 bis 36 Milliarden Euro unter der Annahme, dass die HGÜ-Verbindungen DC1 sowie DC3-5 vollständig als Erdkabel ausgeführt werden. Darin enthalten sind rund 6 Milliarden Euro für das Startnetz.

Aktuelle Ausbau-Ziele der Bundesregierung bestimmen Offshore-Netzausbau

Mit dem vorliegenden O-NEP 2030 stellen die Übertragungsnetzbetreiber den vierten und letzten O-NEP zur öffentlichen Konsultation. Er wird anschließend durch den sogenannten Flächenentwicklungsplan abgelöst.

Grundlage der Netzplanung im O-NEP ist das Start-Offshorenetz. Es bezeichnet diejenigen Offshore-Netzanbindungssysteme, die bei der Erstellung des O-NEP als gegeben unterstellt werden und deren Erforderlichkeit nicht untersucht wird. Die Ausbaumaßnahmen des Start-Offshorenetzes im O-NEP 2030 haben eine Gesamtlänge von rund 850 Kilometern. Die Investitionen belaufen sich auf rund 4 Milliarden Euro.

Die Länge des Zubau-Offshorenetzes beträgt in den Szenarien A 2030, B 2030 und C 2030 jeweils 2.277 Kilometer und im Szenario B 2035 3.702 Kilometer. Die Gesamt-Übertragungskapazität des Zubau-Offshorenetzes reicht dabei von 7,4 GW für das Zieljahr 2030 bis zu 11,4 GW für das Zieljahr 2035.

Das Gesamtvolumen der Investitionen beträgt einschließlich der Kosten für das Start-Offshorenetz bis 2030 insgesamt rund 16 Milliarden Euro und bis 2035 rund 22 Milliarden Euro.

Weitere Information unter  www.netzentwicklungsplan.de

Solveig Wright
Solveig Wright
Pressesprecherin Amprion