Leitungen für Offshore-Windstrom unter Norderney

AMPRION SORGT DAFÜR, DASS ES MIT DER ENERGIEWENDE VORANGEHT: AUF DER URLAUBSINSEL NORDERNEY BEGINNEN DIE BAUARBEITEN FÜR ZWEI OFFSHORE-LEITUNGEN, DIE STROM VON NORDSEE-WINDPARKS AN LAND BRINGEN. DIE INSULANER*INNEN NEHMEN ES GELASSEN.

Um 7:15 Uhr drängen sich die Urlauber*innen und Tagestourist*innen am Fähranleger von Norddeich. Sobald die Fähre nach Norderney anlegt, strömen sie an Deck des Schiffs. Die Sonnenstrahlen kündigen einen perfekten Strandtag an. Die Fähre benötigt für die Überfahrt etwa 50 Minuten. Auf der Urlaubsinsel angekommen, verteilen sich die Tourist*innen auf Busse und Taxen. Für die einen geht es in die Ferienwohnungen, für die anderen direkt zum Strand.

Während sich die Urlauber*innen auf Sonne und Meer freuen, schlägt der Übertragungsnetzbetreiber Amprion nur wenige hundert Meter entfernt ein weiteres Kapitel der Energiewende auf: In der Nähe des Leuchtturms laufen die letzten Vorbereitungen für die Verlegung von Kabeln, die Strom aus Nordsee-Windparks an Land bringen.

OFFSHORE-PROJEKTE DOLWIN4 UND BORWIN4

Dort haben die Mitarbeiter*innen einer Baufirma zehn Meter hohe Schallschutzwände errichtet. Sie schirmen eine Baustellenfläche von Amprion ab. Von dort aus unterqueren schon bald spezielle Bohrer die Insel auf einer Länge von 1.100 Metern in Richtung Nordstrand. Damit beginnen die Bauarbeiten für die ersten Offshore-Projekte von Amprion, die 2028 in Betrieb gehen sollen. Sie heißen DolWin4 und BorWin4 und werden Nordsee-Windparks mit dem Stromnetz an Land verbinden. Dafür wird Amprion insgesamt knapp 500 Kilometer See- und Erdkabel verlegen. „Sie werden so viel Energie transportieren, dass man damit eine Großstadt wie Hamburg versorgen kann“, sagt Projektleiter Henning Kuchenbuch.

Um die Baustellenfläche auf Norderney zu befestigen, lieferten Lastwagen bereits im Februar den benötigten Schotter. Auch die roten Kabelschutzrohre, in die später die Erdkabel eingezogen werden, werden schon auf der sogenannten Hundewiese nahe des Westdeichs zu Rohrsträngen verschweißt. Später werden sie über die Nordsee zum Nordstrand transportiert und in die Bohrkanäle eingezogen. „Bis Ende September sind wir mit diesen Arbeiten durch“, so Kuchenbuch.

„EIN SIGNAL, DAS MUT MACHT“

Gegen 10 Uhr bereitet sich das Restaurant „Strandpieper“ am Fuß des Dünenübergangs zum Nordstrand auf einen festlichen Empfang vor. Am Mittag soll der Spatenstich für DolWin4 und BorWin4 stattfinden. Mitarbeitende polieren Gläser und legen Informationsmaterial aus, während sich die ersten Gäste angeregt unterhalten. Amprion-CTO Dr. Hendrik Neumann sowie die Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH – Peter Barth und Dr. Carsten Lehmköster – sind bereits da und begrüßen den niedersächsischen Umweltminister Olaf Lies, MdL, sowie Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs.

In seiner Ansprache zeichnet Minister Olaf Lies wenig später das Bild von Niedersachsen als „Tor und die Drehscheibe für klimafreundliche Energie für ganz Deutschland“. Der Ausbau der Offshore-Windenergie sei eine zentrale Säule der Energiewende. Doch es brauche nicht nur neue Windparks, sondern auch deren Anschluss an das Stromnetz, damit die Energie von der Küste in die Verbrauchszentren im Süden Deutschlands gelange. „Von Terminen wie heute geht ein Signal aus, das Mut macht. Denn es geht voran auch beim Netzanschluss.“

Der Ausbau der Offshore-Windenergie ist eine zentrale Säule unserer Energiewende.
Olaf Lies, Umweltminister von Niedersachsen

AMPRION ALS „DIENSTLEISTER DER GESELLSCHAFT“

Amprion-CTO Dr. Hendrik Neumann betont die volkswirtschaftliche Bedeutung der Offshore-Netzanbindungen: „Mit den Lebensadern zur Nordsee lässt sich ein großer Teil des Energiebedarfs des Wirtschaftsstandortes Deutschland decken“, sagt er vor den Gästen. „Wir sind der Dienstleister der Gesellschaft für die Energiewende“, ergänzt Peter Barth, Co-Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH. Amprion bekenne sich zu den neuen Ausbauzielen der Bundesregierung und plane, das Netzanbindungssystem BorWin4 bereits 2028 in Betrieb zu nehmen – ein Jahr früher als ursprünglich vorgesehen.

Norderney ist nicht nur eine Urlaubsinsel, sondern gehört auch zum „Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer“ mit seiner einzigartigen Natur. „Wir bewegen uns hier im Nationalpark in einem äußerst sensiblen Bereich“, sagt Dr. Carsten Lehmköster, Co-Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH. Das erfordere nicht nur eine intensive Abstimmung mit den zuständigen Behörden. Amprion setze auch auf Innovationen, um möglichst wenig in die Natur einzugreifen. So kommen bei den Bauarbeiten minimalinvasive Bohrverfahren zum Einsatz. Amprion bündelt zudem erstmals vier Bohrungen im sogenannten Bauzeitenfenster. Damit ist der Zeitraum gemeint, auf den Bauarbeiten beschränkt sind, um Vögel zum Beispiel nicht beim Nisten zu stören.

NORDERNEY MIT SCHLÜSSELPOSITION

Norderneys Bürgermeister Frank Ulrichs nimmt die Aussagen seiner Vorredner auf: Die Energiewende sei für die angestrebten Klimaziele Deutschlands notwendig. Norderney habe dabei eine Schlüsselposition: „Die meisten bisherigen Offshore-Netzanbindungen verlaufen unter Norderney hindurch.“ Die Insulaner*innen hätten im Umgang mit Netzausbauprojekten deshalb schon eine gewisse Routine entwickelt. Voraussetzung für Akzeptanz sei allerdings, dass auch die touristischen und umweltfachlichen Ansprüche wie Arten- und Küstenschutz berücksichtigt würden. Amprion sei für die Insel dabei ein verlässlicher Ansprechpartner.

Norderney leistet einen weiteren wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende.
Frank Ulrichs, Norderneys Bürgermeister

Ausgerüstet mit Spaten, Helm und Warnweste machen sich Niedersachsens Umweltminister, der Inselbürgermeister und die Vertreter*innen von Amprion anschließend auf den Weg zum Strand. An der Wasserkante angekommen, setzen sie symbolisch zum Spatenstich an. Fotograf*innen halten den Moment fest. „Norderney“, sagt Bürgermeister Ulrichs, „leistet einen weiteren wichtigen Beitrag zum Gelingen der Energiewende“.

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