Netzbooster in Bayerisch-Schwaben: Innovation und Kooperation für ein sicheres Stromnetz
Vergabe erfolgt: Eine neu gegründete Projektgesellschaft der EDF power solutions Deutschland wird den dezentralen Netzbooster in Bayerisch-Schwaben errichten und betreiben. Dabei handelt es sich um ein innovatives Kooperationsprojekt von Amprion, E.ON und der LEW Verteilnetz (LVN) mit dem Ziel, das Stromnetz bei Netzengpässen zu entlasten, stabil zu halten und Kosten zu senken.
Netzbooster sind Großbatteriespeicher, die innerhalb von Sekunden aktiviert werden können. Dadurch lassen sich Netzengpässe kurzfristig beheben und Stromleitungen schon im Normalbetrieb höher auslasten. In der Folge sind weniger steuernde Eingriffe in den Netzbetrieb erforderlich. Das senkt die hohen Kosten für diese Eingriffe, auch Redispatchkosten genannt. Bei dezentralen Netzboostern handelt es sich um einen Verbund von Batteriemodulen, die an mehreren Stellen im Netz verortet sind.
Mehrfachnutzen: Innovation für mehr Wirtschaftlichkeit
Das Projekt in Bayerisch-Schwaben, das zum 01.01.2028 in Betrieb gehen soll, hat dabei ein innovatives Alleinstellungsmerkmal in Deutschland: Wenn der Netzbooster nicht für die Stabilisierung des Übertragungsnetzes benötigt wird, kann ihn die LEW Verteilnetz auch nutzen, um das regionale Stromnetz zu entlasten. Dies soll eine Kooperationsvereinbarung der Netzbetreiber regeln. In den Sommermonaten darf EDF power solutions Deutschland die Batteriespeicher zudem auf dem Strommarkt anbieten und somit einen dritten Nutzen erschließen. Dies zusammen optimiert den volkswirtschaftlichen Nutzen des Pilotprojektes.
Amprion hat nun den Betrieb des dezentralen Netzboosters mit insgesamt fünf Batteriemodulen an die Firma EDF RE Speicherprojekte 1 GmbH & Co. KG vergeben. Dabei handelt es sich um eine neu gegründete Projektgesellschaft der EDF power solutions Deutschland GmbH mit Sitz in Leinfelden-Echterdingen. Diese führt die Detailplanung der konkreten Batteriestandorte sowie die Einholung der Genehmigung und den Bau der Batteriemodule durch.
„Wir freuen uns sehr, dass wir mit der Vergabe des Netzboosters einen weiteren wichtigen Meilenstein im Projekt erreicht haben. Die Mehrfachnutzung der Batteriespeicher – im Markt, im Verteil und im Übertragungsnetz – ist bisher in Deutschland einzigartig”, sagt Amprion-CEO Dr. Christoph Müller. „Wir sammeln mit diesem Projekt wichtige Erfahrungen für zukünftige Betriebskonzepte von Batteriespeichern. Zudem hat der Netzbooster einen volkswirtschaftlichen Nutzen, denn er trägt dazu bei, Kosten beim Engpassmanagement zu sparen.“
“EDF power solutions Deutschland freut sich außerordentlich, mit dem Auftrag für Bau und Betrieb des dezentralen Netzboosters betraut worden zu sein – einem der derzeit größten Infrastrukturprojekte des deutschen Energiesektors. Unser Konzernvorstand sowie das deutsche Team freuen sich zudem auf die enge Zusammenarbeit mit dem Amprion-Projektsteuerungsteam, um unsere gemeinsame Expertise im Bereich Großbatteriespeicher in den Dienst der Energiewende zu stellen: Im deutschen Stromnetz dringend benötigte Flexibilität und wichtige Netzsteuerungskapazitäten bereitzustellen“, ergänzt Johnathan Fraser, CEO von EDF power solutions Deutschland GmbH.
„Mit dem Netzbooster setzen wir gemeinsam neue Maßstäbe. Die innovative Betriebsweise des Speichers erhöht die Sicherheit im Netz und senkt die Kosten für unsere Kunden“, sagt Dr. Thomas König, E.ON-Vorstandsmitglied für Energienetze. „Eine nachhaltige, sichere und bezahlbare Energiewende: Auf dieses gemeinsame Ziel zahlt der Netzbooster ein, weil er hilft, bestehende Leitungen und Transformatoren bestmöglich auszulasten und Netzengpässe zu vermeiden“, sagt LEW-Vorstand Dr. Malte Sunderkötter. „Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit unseren Projektpartnern nun in die nächste Phase zu starten.“
Der Netzbooster mit einer Leistung von insgesamt 250 Megawatt entsteht im Umfeld der bestehenden Umspannanlagen in Gersthofen, Irsingen, Memmingen, Oberottmarshausen und Vöhringen. An diesen Netzanschlusspunkten werden die Batteriemodule mit je 50 Megawatt an das regionale 110-Kilovolt-Verteilnetz der LVN angeschlossen.
Den Bedarf für den Netzbooster hatte die Bundesnetzagentur im vergangenen Jahr im Netzentwicklungsplan Strom 2037/2045, Version 2023 bestätigt.