Amprion plant schon heute das klimaneutrale Stromnetz für 2045. Um mögliche Herausforderungen dabei früh zu identifizieren, analysieren wir, wie es um die Versorgungssicherheit bestellt ist. Das heißt, wir betrachten die bestehende Infrastruktur und prüfen, ob sie eine sichere Energieversorgung leisten kann.

Inhalte der Studie

In unserer Studie zur Versorgungssicherheit in Deutschland betrachten wir aktuell folgende Aspekte:

Wir arbeiten daran zukünftig auch den Aspekt der Systemsicherheit und -stabilität in die Betrachtungen zu integrieren. Zu den genannten drei Aspekten gibt es viele Einzelstudien, aber keinen ganzheitlichen Überblick. Mit der Amprion-Versorgungssicherheitsstudie schließen wir diese Lücken und liefern neue Erkenntnisse.

Wie untersucht Amprion Versorgungssicherheit?

Amprion hat für die Versorgungssicherheitsstudie Methoden und Werkzeuge entwickelt, die dem Branchenstandard vorauseilen. Damit sind wir in der Lage, eine markt- und netzseitige Bewertung der Versorgungssicherheit eines Zieljahres in weniger als vier Tagen durchzuführen. Die Versorgungssicherheitsstudie stellt damit einen Meilenstein dar und bietet folgende Mehrwerte, die ihn von anderen Studien unterscheiden:

Probabilistische Szenarien

Anstelle eines einzigen, politischen Zielpfads nimmt die Amprion-Versorgungssicherheitsstudie eine Vielzahl möglicher Entwicklungen in den Blick. Das macht die Ergebnisse robuster.

Auftrittshäufigkeit von Netz-Situationen

Durch die Analyse hunderter Szenarien identifizieren wir Muster von Situationen, die das Netz herausfordern. So können wir auch besser vorhersagen, wann diese eintreffen.

Jährliche Betrachtung

Die lückenlose und ganzheitliche Betrachtung der kommenden zehn Jahre macht es uns möglich, Herausforderungen früh zu erkennen.

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Zentrale Ergebnisse

  • Das Niveau der marktseitigen Versorgungssicherheit nimmt über die Jahre deutlich ab. Die marktseitige Versorgungssicherheit ist ohne den Bau zusätzlicher Marktkraftwerke oder die Besicherung bestehender und zusätzlicher Reservekraftwerke über das Jahr 2031 hinaus nicht mehr zu gewährleisten.

  • Das Redispatchvolumen und die Redispatchkosten sinken durch den fortschreitenden Netzausbau von 2028 bis 2030 temporär deutlich ab. Dadurch kann sich die politische Debatte in Bezug auf Preiszonen, Reservebedarfe und Netzentgelte verändern.

  • Die Versorgungssicherheitsanalysen müssen kontinuierlich für die nächsten zehn Jahre durchgeführt werden, um zukünftigen Herausforderungen frühzeitig zu begegnen. Die Formalprozesse sollten entsprechend erweitert werden, um die Lücke zwischen Bedarfsanalyse und Netzentwicklungsplan zu schließen.

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Das Webinar zur Versorgungssicherheitsstudie

In einem Webinar haben wir die Amprion-Studie zur Versorgungssicherheit im Detail vorgestellt. Hier finden Sie die Aufzeichnung.


Definitionen

Was ist marktseitige Versorgungssicherheit?

Die marktseitige Versorgungssicherheit ist gegeben, wenn Stromnachfrage und -erzeugung an den europäischen Strommärkten zu jedem Zeitpunkt ausgeglichen sind. Dies wird insbesondere in den nächsten Jahren zur Herausforderung, da einem steigenden Stromverbrauch sinkende steuerbare Erzeugungskapazitäten gegenüberstehen.

Mehr Details zu marktseitiger Versorgungssicherheit

Um das Niveau der Versorgungssicherheit zu quantifizieren, wird üblicherweise der Loss of Load Expectation (LoLE) herangezogen. Dieser Indikator gibt die durchschnittlich erwartete Anzahl an Stunden mit Lastunterdeckung in einem Jahr an. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und das luxemburgische Ministerium für Energie- und Raumplanung haben für die deutsch-luxemburgische Gebotszone gemäß Art. 25 Abs. 1 VO (EU) 2019/943 (Strombinnenmarkt-VO) im Jahr 2021 einen Zuverlässigkeitsstandard von 2,77 Stunden pro Jahr festgelegt. Die deutsch-luxemburgische Gebotszone gilt im Sinne des europäischen Rechts als versorgungssicher, wenn der Strommarkt in mehr als 99,96 Prozent der Stunden die Nachfrage vollständig decken kann. Wenn der Zuverlässigkeitsstandard als planerisches Werkzeug betrachtet wird, bedeutet dies: Es ist aus volkswirtschaftlicher Sicht günstiger, im Jahresdurchschnitt 2,77 Stunden Lastunterdeckungen zu akzeptieren, als Erzeugungskapazitäten zur Deckung der Stromnachfrage für diese Fälle zu errichten.

Der Zuverlässigkeitsstandard wird gemäß der Methodik des European Resource Adequacy Assessments (ERAA) verletzt, wenn der Grenzwert nach dem Einsatz bestehender Kapazitätsmechanismen – in Deutschland der Kapazitätsreserve – überschritten wird. In Deutschland gibt es weitere Reserven wie die Netzreserve oder besondere netztechnische Betriebsmittel (bnBm), die nicht als Kapazitätsmechanismus gelten, aber vor einer kontrollierten Lastabschaltung aktiviert werden.

Was ist netzseitige Versorgungssicherheit?

Die netzseitige Versorgungssicherheit ist gegeben, wenn der Stromtransport innerhalb Deutschlands unter der Berücksichtigung von Redispatch-Maßnahmen jederzeit engpassfrei erfolgen kann.

Mehr Details zu netzseitiger Versorgungssicherheit

Aufgrund der notwendigen Freischaltungen im Zuge des Netzausbaus und der steigenden Mengen an dezentral erzeugter Energie, muss ein zeitweise geschwächtes Stromnetz in der Transitionsphase steigende Transportaufgaben erfüllen. Im Rahmen der netzseitigen Versorgungssicherheit wird daher geprüft, ob Redispatch-Potenziale für einen sicheren Netzbetrieb der bestehenden Infrastruktur ausreichen. Das netzseitige Engpassmanagement (beispielsweise topologische Maßnahmen) wird dabei vorrangig zu Redispatch-Maßnahmen abgebildet. Ein behördlich definiertes Maß für das Niveau der netzseitigen Versorgungssicherheit gibt es im Gegensatz zur marktseitigen Versorgungssicherheit nicht.

Was umfasst Systemsicherheit und Stabilität?

Im Bereich der Systemsicherheit und -stabilität werden drei Kriterien beleuchtet:

Spannungsstabilität

Für den sicheren Betrieb des Übertragungsnetzes sind die Spannungen stets in einem vordefinierten Spannungsband zu halten. Die Spannungsstabilität ist gegeben, wenn die Spannung im gesamten Netz – auch in Folge von Einspeise- und Lastveränderungen oder Störungen – innerhalb der vorgegebenen Grenzen gehalten werden kann.

Frequenzstabilität

Die Frequenzstabilität beschreibt, inwiefern das elektrische Verbundsystem in der Lage ist, eine stationäre Netzfrequenz auch nach einer schweren Störung wiederherzustellen. Während die Frequenz bei einem Erzeugungsüberschuss ansteigt, sinkt sie infolge eines Mangels an Erzeugung im System. Die Frequenz muss innerhalb definierter Grenzen stabilisiert werden, um eine Schutzauslösung und Netztrennung von Erzeugungsanlagen und Lasten zu vermeiden.

Transiente Stabilität

Die transiente Stabilität ist gegeben, wenn das Stromnetz bei plötzlichen Laständerungen, Kurzschlüssen oder Schaltvorgängen in einen stabilen Arbeitspunkt zurückkehren und sicher weiterbetrieben werden kann. Durch die Simulation transienter Phänomene können potenziell nicht beherrschbare Störereignisse frühzeitig identifiziert und entsprechende Gegenmaßnahmen entwickelt werden, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Dies ist entscheidend, um das Netz vor instabilen Zuständen zu schützen und die Betriebssicherheit zu gewährleisten.


Melina Groß
Melina Groß
Leiterin Versorgungssicherheit
Dr. Christopher Spieker
Dr. Christopher Spieker
Leiter Szenarienentwicklung und Marktmodellierung
Dr. Hendrik Natemeyer
Dr. Hendrik Natemeyer
Leiter Netzplanungsmethoden und Systemplanung

Im Vordergrund befindet sich eine leuchtend türkisfarbene, gezackte Linie, die eine Wellenform bildet. Im Hintergrund sind verschiedene Balkendiagramme zu sehen. Links oben gibt es ein vertikales Balkendiagramm, bei dem die Balken abwechselnd in Türkis und Orange eingefärbt sind. Rechts davon sind vertikale Balken in verschiedenen Blautönen und Helligkeiten schwebend dargestellt. Der gesamte Hintergrund ist ein dunkles Raster mit hellen Gitterlinien und Punkten

Szenarien

Auf dem Bild ist eine digitale, abstrakte Darstellung zu sehen, die Datenanalyse und Technologie symbolisiert. Der Hintergrund ist in dunklem Blau gehalten und zeigt schemenhaft Graphen, Diagramme und binären Code. Im Zentrum des Bildes erstrecken sich mehrere leuchtende, geschwungene Linien von links nach rechts. Sie beginnen als dünne, hellblaue Kurven, fächern sich auf und enden in einem Strom aus farbigen, leuchtenden Punkten. Die Farben der Kurven und Punkte reichen von Weiß über Blau und Rosa bis hin zu Gelb und Orange.

Methoden

Das Bild zeigt ein dreidimensionales, lilafarbenes Labyrinth aus der Vogelperspektive. Eine leuchtende, türkisfarbene Linie schlängelt sich durch die Gänge des Labyrinths. Sie beginnt im unteren linken Bereich und führt in einem klaren, leuchtenden Pfad nach rechts oben, wobei sie einen Teil des Weges ausleuchtet. Das Labyrinth selbst ist scharfkantig und wirft Schatten. Der beleuchtete Pfad steht im starken Kontrast zu den schattigen, lilafarbenen Wänden und dem Boden.

Marktseitige Versorgungs-sicherheit

Das Bild zeigt eine abstrakte, digitale Landschaft, die eine Datenverbindung oder ein Netzwerk darstellt. Der Hintergrund ist ein dunkles, tiefes Blau. Im unteren Bereich des Bildes erstreckt sich eine Gitterstruktur aus leuchtenden Punkten, die durch Linien miteinander verbunden sind. Diese Struktur erstreckt sich perspektivisch nach hinten. Die Punkte und Linien sind von links in kühlem Blau und Türkis, in der Mitte in warmen Orange- und Rosatönen und nach rechts in weiteren warmen Farbtönen beleuchtet. Einzelne hellere Punkte schweben in der Luft.

Netzseitige Versorgungs-sicherheit

Das Bild zeigt eine abstrakte, digitale Welle, die aus zahlreichen kleinen, leuchtend blauen Punkten besteht. Die Punkte sind zu einer dreidimensionalen, dynamischen Form angeordnet, die sich horizontal über das Bild zieht. Sie erinnern an eine schwingende Wellenform oder eine Datenkurve. Der Hintergrund ist ein dunkles, einfarbiges Blau, wodurch die hellen, leuchtenden Punkte deutlich hervorstechen. Die Darstellung wirkt sehr technisch und futuristisch.

Ausblick