Offshore-Ausbau geht zügig voran

Offshore Netzplanung
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Das Bild zeigt ein Schiff, das in einem Gewässer vor Anker liegt. Hinter dem Schiff erstreckt sich eine lange, orangefarbene Rohrleitung über das Wasser bis zum Ufer. Im Hintergrund sind Windräder zu erkennen.
Die Amprion-Offshore-Geschichte ist noch nicht sehr alt – aber sie kann sich sehen lassen. Dr. Carsten Lehmköster, Geschäftsführer der Amprion Offshore GmbH, berichtet, wo das Unternehmen in seinem sechsten Jahr steht.

Das Ziel des Offshore-Windausbaus wurde zuletzt häufiger infrage gestellt. Die Rede ist von der Vorgabe aus dem Windenergie-auf-See-Gesetz, dass mindestens 70 Gigawatt Offshore-Leistung bis 2045 installiert werden sollen. Amprion-Offshore-Geschäftsführer Dr. Carsten Lehmköster sagt: „Wir brauchen zusätzliche Produktionskapazitäten, mehr Wettbewerb und Planungssicherheit. Wenn das gegeben ist, halte ich dieses Ziel für erreichbar, wenngleich es ambitioniert ist.” Egal, ob es am Ende 70, 68 oder 65 GW würden – entscheidend sei die Energiemenge, sagt Lehmköster.

70 GW
Offshore-Leistung

sollen laut Windenergie-auf-See-Gesetz bis 2045 installiert werden.

Erst seit 2019 dabei – und bereits sehr erfolgreich

Amprion ist noch gar nicht sehr lange im Offshore-Feld aktiv – erst seit 2019. Aber in dieser Zeit habe das Unternehmen seine Projekte schon weit vorangebracht, sagt der Geschäftsführer. Für DolWin4 und BorWin4 seien die Genehmigungsverfahren zügig gelaufen, auch dank der Unterstützung der Behörden beim Bund und in Niedersachsen. Die Genehmigungen seien sogar teils früher gekommen als geplant.

Info

Amprion Offshore

Amprion Offshore plant und installiert Offshore-Netzanbindungen. Diese technischen Systeme werden benötigt, um Offshore-Windparks an das Übertragungsnetz anzubinden. Sie werden als Kabel realisiert und transportieren den Windstrom von der See in die Verbrauchszentren. Dies stellt einen wichtigen Schritt für den Umbau des Energiesystems in Deutschland dar.

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Projekte dank politischer Unterstützung beschleunigt

Die Ausschreibungen für BalWin1 und BalWin2 sind abgeschlossen, die Projekte vergeben und bereits in der Umsetzung. Nicht zuletzt dank der politischen Unterstützung gehe es um ein bis zwei Jahre schneller voran als gedacht, berichtet Lehmköster. Heißt: BalWin1 ist für 2030 geplant, BalWin2 ein Jahr später - ursprünglich sollten die Systeme 2031 und 2033 in Betrieb gehen.

Die Offshore-Windparks schließt Amprion tief im Landesinneren an, um das Netz im Norden zu entlasten und die Energie direkt dorthin zu bringen, wo sie benötigt wird. Also vor allem in die Ballungsräume an Rhein und Ruhr. Dieses Vorgehen minimiert kostspielige Eingriffe in den Netzbetrieb. Ein weiteres Erfolgsrezept: „Wir denken unsere Projekte in Korridoren, verlegen also mehrere Leitungen parallel und zeitgleich.“ Neben den Synergieeffekten reduziert dies den Eingriff in Natur und Landschaft – ein wichtiges Anliegen von Amprion beim Netzausbau on- wie offshore.

Baustelle auf Norderney mit roten Rohren, zwei Arbeitern, einem roten und einem hellblauen Bagger
BalWin1 und BalWin2

BalWin1 und BalWin2 heißen zwei der Anbindungssysteme, die Nordsee-Windstrom in das Übertragungsnetz einspeisen werden. Für die beiden Systeme wird Amprion Kabel auf hoher See, im Watt bei Norderney sowie auf dem Festland zwischen Hilgenriedersiel an der Küste und dem jeweiligen Netzverknüpfungspunkt größtenteils parallel verlegen. Der Netzverknüpfungspunkt von BalWin1 ist Wehrendorf im südlichen Osnabrücker Land. Der Netzverknüpfungspunkt von BalWin2 ist Westerkappeln im nördlichen Nordrhein-Westfalen.

Zwei Monteure am Strand, sie bringen die Muffen an die Rohrleitungen an.
DolWin4 und BorWin4

Die Netzanbindungssysteme DolWin4 und BorWin4 bringen Offshore-Windenergie von der Nordsee bis nach Lingen ins südliche Emsland. Von den Windparks bis zur Küste verlaufen die Verbindungen als Seekabel und unterqueren dabei die Insel Norderney. An Land werden die Systeme als Erdkabel realisiert. In Lingen im südlichen Emsland befindet sich die Amprion-Umspannanlage Hanekenfähr. Sie sollen künftig für den Transport von Windstrom in die Verbrauchszentren im Westen und Süden Deutschlands genutzt werden.

Frühe Auftragsvergabe erwies sich als Vorteil

Die große Herausforderung bei der Umsetzung der Projekte besteht darin, Lieferengpässe zu vermeiden – ein Thema für alle Netzbetreiber. „Wir haben uns dafür entschieden, die großen Gewerke frühzeitig zu vergeben“, sagt Lehmköster. Dabei ging es um Plattformen, Elektrotechnik, aber auch Kabel. Er war sich des Risikos dieses Vorgehens bewusst: „Die Planung war zu diesem Zeitpunkt nämlich noch nicht komplett abgeschlossen.“ Aber damals konnte der Markt die Amprion-Projekte noch bedienen. Kurz darauf stellte sich die Lage anders dar: „Der Markt war dann erst einmal leergefegt und die Preise explodierten", berichtet Lehmköster. Im Rückblick erwies es sich als richtig, dass Amprion früh dran war, denn bei Auftragsvergaben gibt es nicht viele Alternativen: Fast alle für Deutschland bestimmten Konverterplattformen entstehen zum Beispiel bei Dragados in Spanien. Die HGÜ-Konverter liefert Siemens. Doch auch bei kleineren Gewerken wie Baugrunduntersuchungen drohen Engpässe.

„Unter anderem bei den Tiefbauarbeiten setzen wir ganz bewusst auf Unternehmen aus Nordwestdeutschland“, sagt der Geschäftsführer. Das wohl eindrucksvollste Beispiel für regionale Wertschöpfung ist die Fertigung von Stahlblöcken für vier Konverterplattformen in der Papenburger Meyer-Werft. Dieser Auftrag von Amprion markierte nichts weniger als den Wiedereinstieg deutscher Werften in den Offshore-Markt.

Das Bild zeigt einen Mann mittleren Alters in einem professionellen Umfeld. Er hat kurze, graue Haare und trägt einen blauen Anzug mit einem hellblauen Hemd, aber ohne Krawatte, was einen eher modernen und entspannten Geschäftslook vermittelt. Er lächelt freundlich in die Kamera. Der Hintergrund zeigt eine helle, moderne Büroumgebung mit großen Glasfenstern und weichen Lichtreflexionen, die auf ein großzügiges und professionelles Gebäude hindeuten. Das Bild strahlt Kompetenz und Zugänglichkeit aus.

Wir brauchen mehr Anbieter und mehr Wettbewerb.

Dr. Carsten Lehmköster

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Geschäftsführer Amprion Offshore GmbH

Amprion-CEO Dr. Christoph Müller hatte erst kürzlich im Kontext seines Besuchs im Bundeskanzleramt betont, dass Amprion damit auch einen erheblichen Beitrag zur Förderung der regionalen Wirtschaft leistet. Amprion ist Teil der mit einem Termin bei Bundeskanzler Friedrich Merz gestarteten branchenübergreifenden Initiative „Made for Germany“, die eine zukunftsfähige Wirtschaft in Deutschland fördern will.

Doch auch wenn Amprion dank frühzeitiger Auftragsvergabe bei seinen aktuellen Projekten gut dasteht und dabei auch seiner Verantwortung für den Standort Deutschland gerecht werden kann, sieht Lehmköster eine Herausforderung für die Zukunft: „Bei Plattformen sind kaum Produktionskapazitäten frei. Für die Zukunft brauchen wir mehr Anbieter und mehr Wettbewerb.“ Und das gelte in gleicher Weise auch beim Thema Kabel. So geht es darum, die Rahmenbedingungen zu verbessern, wenn das Offshore-Geschäft auch künftig ein Erfolg bleiben und der Anschluss der Offshore-Windparks zügig vorankommen soll.