Das Bild zeigt eine lila Blume auf einer grünen Blumenwiese. im Hintergrund Stromleitungen

Nachhaltigkeitsstrategie

Wie Amprion seine CO2-Emissionen senkt

Deutschland strebt Klimaneutralität bis 2045 an. Amprion will dieses Ziel tatkräftig unterstützen und seine CO₂-Emissionen bis 2032 um knapp zwei Drittel senken. Daran arbeiten die Beschäftigten an vielen Stellen des Unternehmens.

Die neue Heizung arbeitet 140 Meter unter der Tiefgarage. Dort nehmen Sonden die Wärme der Erde auf, Pumpen befördern sie nach oben. Geothermie heißt die klimaneutrale Energiequelle. Sie wird schon bald das neue Projekthaus von Amprion in Dortmund heizen und kühlen. In der gegenüberliegenden Unternehmenszentrale wird das Verfahren bereits eingesetzt. „Zusammen mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach und der intelligenten Haustechnik werden wir auf diese Weise 70 Prozent des Energiebedarfs im Gebäude decken“, sagt Marcel Tripke, Experte für nachhaltiges Bauen bei Amprion.

Nachhaltigkeitsziel: Minus 63 Prozent bis 2032

„Auch viele kleine Schritte lohnen sich. Mit jedem eingesparten Gramm Treibhausgas kommen wir dem Ziel der Klimaneutralität ein Stück näher.“ Angela Hahlbrock, Nachhaltigkeitsbeauftragte von Amprion

Das neue Projekthaus ist eines von vielen Beispielen, das zeigt, wie wichtig das Thema Klimaschutz bei Amprion ist. „Für unsere Nachhaltigkeitsstrategie spielt es eine große Rolle“, sagt Nachhaltigkeitsbeauftragte Angela Hahlbrock. Bislang fehlte allerdings ein erstes Ziel, an dem sich Amprion orientiert, um klimaschädliche CO₂-Emissionen zu senken. Das liegt nun vor: Bis 2032 sollen alle Emissionen, die Amprion durch den Geschäftsbetrieb verursacht, um knapp zwei Drittel sinken. Mitarbeiter*innen aus verschiedenen Fachbereichen suchen deshalb nach Möglichkeiten, CO₂ einzusparen. Sie nehmen dafür Rechenzentren in den Blick, Fahrzeuge und Wärmeanlagen, Belüftungssysteme, Betriebsstoffe und Gebäude.

Potenzial für den Klimaschutz bieten Gebäude nicht nur, weil sie – wie das neue Projekthaus – mit Geothermie beheizt werden können. In der 2019 bezogenen Zentrale etwa wird die Heizung per „Betonkerntemperierung“ betrieben. „In der Gebäudedecke laufen Leitungen, durch die bedarfsweise kaltes oder warmes Wasser fließt“, sagt Marcel Tripke. Das Verfahren gilt als besonders sparsam. Frische Luft kommt nicht aus einer Klimaanlage, sondern durch die Fassadenlüftung, die für gutes Raumklima sorgt und den Energiebedarf weiter senkt. Fenster lassen sich nach wie vor öffnen – die Anlage schaltet dann automatisch ab. Die Beleuchtung in den Gebäuden leistet ebenfalls einen Beitrag. Ein Präsenzmelder steuert sparsame LED-Lampen. Ist der Raum leer, geht das Licht automatisch aus. Einen ähnlichen Zweck erfüllt die Präsenztaste in den Besprechungsräumen. Wer reinkommt, drückt einen Knopf – dann erst geht die Lüftung an.

„Die Abwärme des Rechenzentrums wird knapp 90 Prozent der Heizenergie des Hauses decken.“ Oliver Dangelat, Projektleiter bauliche und technische Maßnahmen bei Amprion

Auch der kleinste Beitrag zählt

Die einzelnen Maßnahmen bringen unterschiedlich viel für den Klimaschutz. In manchen Fällen lässt sich der Effekt nicht einmal in Zahlen erfassen, weil Vergleichswerte fehlen. Doch darauf komme es nicht immer an, erklärt Angela Hahlbrock. Die Nachhaltigkeitsbeauftragte ist überzeugt, dass sich viele kleine Schritte lohnen, wenn Tausende Unternehmen im Land sie gehen. „Mit jedem eingesparten Gramm Treibhausgas leisten wir unseren Beitrag, dem Ziel der Klimaneutralität ein Stück näher zu kommen.“

Das kann selbst dort klappen, wo der Energieverbrauch steigt. Auf dem Gelände der Hauptschaltleitung in Brauweiler entsteht ein leistungsfähiges Rechenzentrum. Es soll schon bald helfen, das wachsende Netz von Amprion zu steuern. Dadurch steigt zwar der Stromverbrauch. Doch die Computer und Server erzeugen auch Wärme. Diese wird in Brauweiler nicht wie früher üblich an die Umgebungsluft abgegeben, sondern genutzt, um Wasser zu erhitzen, das wiederum die Heizanlage speist. „Die Abwärme des Rechenzentrums wird knapp 90 Prozent der Heizenergie des Hauses decken“, sagt Oliver Dangelat, der in Brauweiler für die technische Infrastruktur zuständig ist. Hinzu kommen Photovoltaikanlagen auf fast allen neuen Dächern des Geländes. Der von ihnen erzeugte Strom verbessert die Klimabilanz weiter.

„Wir wollen Erfahrungen mit Elektroautos sammeln, die in ein Mobilitätskonzept für die Zukunft einfließen.“ Sven Bernhard, Leiter Fuhrpark-Management bei Amprion

Pilotprojekt mit Elektroautos

Zu den vielen Maßnahmen, die bei Amprion einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, gehört auch der Umbau des Fuhrparks. Bei einem Unternehmen, das sich auf 30 Standorte verteilt und eng mit Behörden oder Geschäftspartnern zusammenarbeitet, fallen zahlreiche Dienstreisen an. Schritt für Schritt sollen Autos mit Verbrennungsmotor durch solche mit Elektro- oder Hybridantrieb ausgetauscht werden.

Die ersten E-Autos sind schon da, weitere werden geliefert oder sind bestellt. Die ersten vier Ladepunkte für Elektrofahrzeuge sind in der Dortmunder Zentrale mittlerweile einsatzbereit. „Wir starten nun ein Pilotprojekt, um Erfahrungen zu sammeln, die in ein Mobilitätskonzept für die Zukunft einfließen“, berichtet Sven Bernhard, Leiter Fuhrpark-Management bei Amprion. In den nächsten Jahren könnte es möglich sein, über eine App Mitfahrerinnen und -fahrer im Unternehmen zu finden, deren Fahrt dasselbe Ziel hat.

Geschlossene Kreisläufe für SF₆ eingerichtet

Treibhausgas vermeiden lässt sich bei Amprion nicht nur dort, wo Heizungen laufen, Lüftungen blasen oder Autos fahren. Die Betriebsstoffe in technischen Anlagen spielen ebenfalls eine Rolle. In den Anlagen der Übertragungsnetzbetreiber wird das Isoliermittel Schwefelhexafluorid (SF₆) eingesetzt. Das Gas besitzt herausragende Eigenschaften für den Einsatz in der Hoch - und Höchstspannungstechnik. Der Nachteil von SF₆: „Gelangt es in die Atmosphäre, wirkt es etwa 25.000-fach stärker treibhausfördernd als Kohlendioxid“, sagt Tom Bösterling, im Asset Management zuständig für technologische Innovationen. Im Betrieb lässt es sich nicht völlig vermeiden, dass winzige Mengen in die Umwelt gelangen. Grund sind baubedingte Leckagen oder Unregelmäßigkeiten. Daher hat sich Amprion 2005 freiwillig verpflichtet, seine SF₆-Emissionen weiter zu vermindern.

Schon seit 25 Jahren gibt es bei Amprion – und seinen Vorläuferorganisationen – einen geschlossenen SF₆-Kreislauf. „Aus den alten Hochspannungsanlagen und -geräten wird SF₆ gesammelt, wiederaufbereitet und kann für weitere Projekte wiederverwendet werden“, sagt Zi Wang, der bei Amprion für Isoliergastechnik zuständig ist. Um die Emissionen noch weiter zu senken, suchen Amprion-Fachleute nach Technologien, die es ermöglichen, ganz auf SF₆ verzichten zu können. Zum Beispiel sind seit 2018 Spannungswandler im Einsatz, bei denen die Isolierung mithilfe von synthetischer Luft erfolgt. Amprion sieht bis 2030 die Einführung weiterer SF₆-freier Betriebsmittel für Neuanwendungen vor.

Löwenanteil entfällt auf Ausgleich der Netzverluste

Insgesamt machten Fahrzeuge und Betriebsstoffe, Heizung und Belüftungssysteme etwa fünf Prozent der CO₂-Emissionen aus, die Amprion durch den Geschäftsbetrieb verursacht, schätzt Dr. Erik Riedel, der an den Berechnungen maßgeblich beteiligt war. Der Löwenanteil entfällt auf den Ausgleich der sogenannten Netzverluste. Sie entstehen immer dann, wenn Strom durch das Netz fließt: Leitungen und Transformatoren erwärmen sich, sodass weniger Energie bei Stromabnehmern ankommt, als ins Netz eingespeist wurde. Die Übertragungsnetzbetreiber müssen diese Verluste ausgleichen und Strom nachkaufen. Dabei orientieren sie sich am aktuellen Mix aus konventionell und erneuerbar erzeugtem Strom. Reinen Grünstrom einzukaufen oder ihn selbst zu diesem Zweck zu erzeugen, verbietet ihnen das Energierecht aktuell noch. Amprion setzt sich jedoch dafür ein, dieses Verbot zu überdenken.

Zwei gegenläufige Trends sind bei den Netzverlusten zu beobachten. Einerseits gilt: Je mehr Strom über immer größere Entfernungen transportiert wird, desto höher sind die Netzverluste. „Wir gehen davon aus, dass sie sich durch den Ausbau unseres Netzes bis 2035 verdoppeln werden“, sagt Amprion-Experte Markus Latka von der Systemführung Netze Brauweiler. Andererseits verändert sich der Strommix nachhaltig: Der Anteil von klimafreundlichem Wind- und Solarstrom wächst. Das verbessert auch die CO₂-Bilanz beim Ausgleichen der Netzverluste. Solange Amprion Netzverluste nicht mit dem Kauf oder der Erzeugung von Grünstrom ausgleichen kann, verbessert sich also die Klimabilanz von Amprion mit jedem Windpark, der ans Netz angeschlossen wird, und jedem Kilometer neuer Stromleitungen. Das haben die Berechnungen der Emissions-Expert*innen im Hause ergeben. „Indem wir den Ausbau des Netzes vorantreiben, um mehr Grünstrom zu transportieren, leisten wir nicht nur einen Beitrag zum Klimaschutz in Deutschland“, resümiert Angela Hahlbrock, „sondern auch zur Nachhaltigkeit von Amprion selbst.“

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