Warum wir nicht mit einem Blackout im Winter rechnen

In sozialen Medien beschäftigen sich viele Menschen mit der Frage: Droht im Winter ein Blackout in Deutschland? Als Übertragungsnetzbetreiber möchten wir diese Debatte versachlichen. Wir erklären, was ein Blackout ist und warum wir nicht mit ihm rechnen.

Ein Blackout ist ein unkontrollierter großflächiger Zusammenbruch des Netzes. Es fließt kein Strom mehr – und das zumindest in einem großen Teil von Kontinentaleuropa, weil es ein gemeinsames europäisches Verbundnetz gibt. Nichts geht mehr.

Ist damit zu rechnen?

Die Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland haben im Auftrag der Bundesregierung im zweiten Stresstest verschiedene Szenarien zur Sicherheit der Stromversorgung für den kommenden Winter durchgerechnet. Selbst auf Basis des schlechtesten von uns untersuchten Szenarios ist im Ergebnis nicht mit einem Blackout zu rechnen.

Warum nicht?

Das Stromnetz ist ein komplexes System. Doch die Übertragungsnetzbetreiber sorgen seit Jahrzehnten dafür, dass es sicher und stabil arbeitet. Sie halten Stromerzeugung und Stromverbrauch im Gleichgewicht und bewahren Leitungen vor Überlastungen. Sie gehen verantwortungsvoll mit Risiken für die Systemsicherheit um und verfügen über Instrumente, um selbst angespannte Situationen und Engpässe zu bereinigen, um einen Blackout zu vermeiden.

Was heißt das für den Winter?

Im Winter erwarten die Übertragungsnetzbetreiber eine äußerst angespannte Versorgungssituation. Die Gründe sind vielfältig: Die Gasversorgung ist natürlich ein Thema, aber auch die Frage, wie sich die zugespitzte Lage auf dem Energiemarkt in unseren Nachbarländern auswirkt und über welche Kraftwerkskapazitäten wir in Europa insgesamt im Winter verfügen. Wir können unter den uns bekannten Umständen, die als Randbedingungen in den zweiten Stresstest eingeflossen sind, daher nicht ausschließen, dass es in Deutschland in diesem Winter zu sogenannten Lastunterdeckungen kommt. Es gäbe dann nicht genug Strom, um den erwarteten Verbrauch – die „Last“ – zu decken.

Was tun die Übertragungsnetzbetreiber bei einer drohenden Lastunterdeckung?

Sie setzen eine Reihe von Instrumenten ein, unter anderem mobilisieren sie Reserven auf dem europäischen Strommarkt. Das sind bewährte Maßnahmen, um das Netz zu stabilisieren. Wenn sie nicht greifen, kann es im schlimmsten Fall zu sogenannten kontrollierten Lastabschaltungen kommen: Übertragungsnetzbetreiber trennen Verbraucher für kurze Zeit vom Netz. Das geschieht „diskriminierungsfrei“: Wir machen keinen Unterschied zwischen den verschiedenen Verbrauchern. Eine kontrollierte Lastabschaltung geschieht zudem regional und zeitlich begrenzt. Darin liegt der große Unterschied zum Blackout. Übertragungsnetzbetreiber wie Amprion verhindern also einen Blackout, indem sie als Ultima Ratio entscheiden, dass Unternehmen und Privathaushalte für eine kurze Zeit abgeschaltet und dann wieder zugeschaltet werden.

Wie gehen wir weiter vor?

Wir können uns mit Unterstützung der Politik noch besser auf angespannte Situationen in diesem Winter vorbereiten, indem wir unter anderem alle verfügbaren Reserven für die Stromerzeugung nutzen oder die Transportkapazitäten innerhalb unseres Übertragungsnetzes kurzfristig erhöhen. Diese und weitere Maßnahmen haben wir in den Sonderanalysen für den Winter 2022/2023 vorgestellt: