Neue Technologie

1. Statische Blindleistungskompensation

Statische Kompensationsanlagen

Zu den statischen Kompensationsanlagen zählen Drosselspulen, die schon jetzt in vielen Amprion-Umspannanlagen installiert sind. Moderne Drosselspulen sind in Stufen regelbar und ähneln großen Transformatoren. Sie wirken spannungssenkend, daher schalten wir sie immer dann ins Netz, wenn die Spannung in einem Netzknoten zu hoch ist. Im gegenteiligen Fall, also bei zu niedriger Spannung, kommen Kondensatorbänke, sogenannte MSCDN (Mechanically Switched Capacitor with Damping Network)-Anlagen, zum Einsatz. Durch Kompensationsanlagen, sowohl Drosseln als auch MSCDN-Anlagen, können wir die Übertragungskapazität unserer Leitungen besser und effizienter für die Wirkleistungsübertragung nutzen. Darüber hinaus verbessern sie die Spannungsstabilität und -qualität des Übertragungsnetzes

2. Dynamische Blindleistungskompensation


Dynamische Kompensationsanlagen

Amprion nutzt schon heute dynamische Kompensationsanlagen. Dazu gehören leistungselektronische Kompensationsanlagen (Static Synchronous Compensator oder kurz STATCOM) sowie rotierende Phasenschieberanlagen (RPSA). Sie bieten den Vorteil der flexiblen, schnellen und stufenlosen Blindleistungsbereitstellung und können sowohl spannungshebend als auch spannungssenkend wirken.

STATCOM-Anlagen

STATCOM-Anlagen bestehen aus leistungselektronischen Komponenten, mit denen eine dynamische Spannungsanpassung im Stromnetz durchgeführt werden kann. Sie können eingesetzt werden, um das Spannungsniveau im Netz aufrechtzuerhalten. Mit ihnen ist die Blindleistung stufenlos und hochdynamisch einstellbar, sodass Amprion unmittelbar auf wechselnde Bedingungen im Netz reagieren und die Spannung stabilisieren kann.

Rotierende Phasenschieber

Ein rotierender Phasenschieber ähnelt konstruktiv einem Generator in einem konventionellen Kraftwerk. Im Gegensatz zu einem Kraftwerksgenerator wird der rotierende Phasenschieber jedoch nicht von einer Turbine angetrieben, sondern bezieht seine Antriebsleistung aus dem elektrischen Netz. Die eingesetzte Synchronmaschine kann Blindleistung aufnehmen und bereitstellen und trägt somit zur Spannungshaltung bei. Der rotierende Phasenschieber reagiert dabei auf Ereignisse im Netz mit einer vergleichbar hohen Dynamik wie die STATCOM-Anlage und leistet damit ebenfalls einen Beitrag zur Netzstabilität. Er benötigt zur Verstellung des Betriebspunkts zwischen den Maximalwerten des spannungsabsenkenden und des spannungserhöhenden Betriebs jedoch einige Sekunden und ist damit bei diesen Betriebspunktänderungen etwas weniger dynamisch als die STATCOM-Anlage.

Zusätzlich bieten rotierende Phasenschieber zwei Vorteile: Zum einen stabilisieren sie die Frequenz im Übertragungsnetz. Die sich zum Netz synchron drehende Masse des Generators wirkt wie ein Schwungrad und dämpft Frequenzschwankungen im Netz. Dieser Effekt lässt sich durch eine zusätzliche, mit dem Generator gekoppelte Schwungmasse verstärken. Zum anderen können sie aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften sogenannte Kurzschlussleistung zur Verfügung stellen, die für einen sicheren Netzbetrieb unabdingbar ist.

3. Phasenschiebertransformatoren

Phasenschiebertransformatoren

Phasenschiebertransformatoren sind ein wesentlicher Bestandteil im Energiewendenetz. Sie sorgen dafür, dass Strom zuverlässig fließt und in Summe mehr Energie übertragen werden kann. Phasenschiebertransformatoren haben andere Aufgaben als herkömmliche Transformatoren. Mit ihrer Hilfe können die Netzbetreiber den Weg steuern, den der Strom nimmt. Normalerweise wählt er immer den Weg des geringsten Widerstands – er verteilt sich also nicht gleichmäßig. Das kann zu Problemen im Stromnetz führen, da die Leitungen nicht beliebig belastbar sind. Überschreitet beispielsweise die Menge des transportierten Stroms einen vorgegebenen Wert, muss die überlastete Leitung abgeschaltet werden. Mithilfe von Phasenschiebertransformatoren können diese Überlastungen vermieden werden, indem die sogenannte Wirkleistung des Stroms (auch Lastfluss genannt) auf bestimmten Leitungen gezielt erhöht oder verringert wird.

Das Prinzip des Phasenschiebertransformators

Ein Phasenschiebertransformator wird entsprechend des Bedarfs gesteuert. Ist beispielsweise der Lastfluss auf einer Leitung zu hoch, bremsen die Schaltingenieur*innen den Lastfluss auf dieser einen Leitung, indem sie den Wechselstromwiderstand erhöhen. In dem Fall wird vom sogenannten Bremsbetrieb gesprochen. Im Bremsbetrieb wird die Leitung entlastet, stattdessen werden parallele Leitungen stärker belastet. Im sogenannten Schiebebetrieb reduzieren die Schaltingenieur*innen den Wechselstromwiderstand, wodurch sich der Lastfluss auf der entsprechenden Leitung erhöhen wird.

Welche Technik verbirgt sich dahinter?

Bei Phasenschiebertransformatoren wird, anders als bei herkömmlichen Transformatoren zur Spannungsumwandlung, eine Wicklung in Reihe mit einem Stromkreis verschaltet. Über die andere Wicklung kann eine Quer- beziehungsweise Zusatzspannung in den Stromkreis eingeprägt werden. Größe und Richtung dieser Querspannung beeinflussen den Wechselstromwiderstand und somit den Lastfluss des Stromkreises. Ansonsten sind Aufbau und Größe der unterschiedlichen Transformatoren nahezu identisch.

Phasenschiebertransformatoren: Errichtung und Betrieb

Auf vielen Leitungen in unserem Übertragungsnetz laufen zwei parallele Stromkreise mit gleicher Spannungsebene. Überall dort, wo wir als Netzbetreiber die Lastflüsse steuern müssen, installieren wir entsprechend zwei Phasenschiebertransformatoren – je einen pro Stromkreis. Wir ergreifen bei der Errichtung von Phasenschiebertransformatoren besondere Schallschutzmaßnahmen, zum Beispiel durch maximal abschirmende Einhausungen.