Reutlingen - Herbertingen
BBPlG, Vorhaben 24 | Rommelsbach - Herbertingen

In Gomadingen ist die neue Leitung von der Hügelkuppe und damit von der Wohnbebauung abgerückt.
Seit Mitte 2021 ist der Ersatzneubau auf der Schwäbischen Alb fertig: Innerhalb von nur zweieinhalb Jahren haben wir eine alte Leitung aus den 1920er-Jahren überwiegend in der vorhandenen Trasse durch eine neue Höchstspannungsleitung ersetzt. Auf 61 Kilometern wurden dabei zwischen Reutlingen und Herbertingen 216 Masten demontiert und 181 neue Masten errichtet – rund 10.500 Tonnen Stahl und über 1.600 Kilometer Leiterseil brauchte es dafür. Statt wie zuvor einen 380- und einen 220-Kilovolt-Stromkreis führt die Leitung jetzt zwei 380-Kilovolt-Stromkreise. Damit stärkt die neue 380-Kilovolt-Verbindung dauerhaft die Versorgungssicherheit im südlichen Baden-Württemberg.
Der deutsche Gesetzgeber hatte das Projekt im Jahr 2013 als Vorhaben Nr. 24 im Bundesbedarfsplangesetz (BBPlG) verankert und damit zu einem der wichtigsten Bausteine der Energiewende gemacht. Zuständig für das Genehmigungsverfahren und den Erlass des Planfeststellungsbeschlusses Ende 2017 war das Regierungspräsidium in Tübingen. Wegen der überwiegenden Nutzung der bestehenden Trasse hatte das Regierungspräsidium auf ein vorgeschaltetes Raumordnungsverfahren verzichtet.
HISTORISCHE VERBINDUNG
Die historische Nord-Süd-Leitung ist Teil einer der ältesten Höchstspannungsleitungen in Deutschland. Seit 1930 schlug die Stromleitung die Brücke vom rheinischen Braunkohlerevier zu den Wasserspeichern in den Alpen. Bislang nicht nutzbare Stromüberschüsse konnten damit erstmals als Reserve in Energiespeichern eingelagert werden. Dies war ein Meilenstein in der Entwicklung der modernen Stromversorgung. In der Gemeinde Eningen unter Achalm bleiben deshalb vier historische Masten auf der Eninger Weide als Industriedenkmal für die Öffentlichkeit erhalten. Zwei Informationstafeln machen das Denkmal erlebbar.
TECHNIK UND TRASSENVERLAUF
Den Neubau der Stromverbindung haben wir wie zuvor als Freileitung realisiert. Sie verläuft durch Reutlingen, Metzingen, Eningen unter Achalm, St. Johann, Gomadingen, Münsingen, Hayingen, Zwiefalten, Riedlingen, Altheim, Ertingen und Herbertingen. Dabei blieb sie bis auf einige Optimierungen wie beispielsweise in Gomadingen, Zwiefalten-Sonderbuch und Riedlingen in der vorhandenen Leitungstrasse. Die alte Leitung haben wir bis auf den Denkmalabschnitt vollständig zurückgebaut. Die neuen Freileitungsmasten erreichen eine Höhe von durchschnittlich 55 Metern und sind somit zehn bis 15 Meter höher als die Masten der alten Leitung. Einzelne Masten sind je nach Standort auch höher ausgefallen.
PROJEKTKOMMUNIKATION VON DER PLANUNG BIS ZUR INBETRIEBNAHME
Durch eine regelmäßige, offene und transparente Projektkommunikation haben wir von Beginn an alle am Verfahren Beteiligten – Kommunen, Eigentümerinnen, Anwohner und die Menschen in der Region – einbezogen und über die einzelnen Phasen dieses Leitungsbauprojektes auf dem Laufenden gehalten. Dafür haben wir vom öffentlichen Projektauftakt im Jahr 2013 – noch vor Beginn der Planungs- und Genehmigungsverfahren – bis zur Inbetriebnahme im Jahr 2021 über 50 Dialogveranstaltungen vor Ort angeboten.
SPATENSTICH UND INBETRIEBNAHMEFEIER – ZWEI HIGHLIGHTS
Zwei Bilder werden uns von diesem Projekt ganz besonders in Erinnerung bleiben: der symbolische Spatenstich im November 2018 und die Inbetriebnahmefeier im November 2021.

Zwiefaltens Bürgermeister Matthias Henne (v. r.), Dr. Christoph Gehlen als Leiter Leitungsbau bei Amprion, Regierungsvizepräsident Dr. Utz Remlinger vom RP Tübingen, Riedlingens Vizebürgermeister Manfred Birkle, Kreislandwirt und Gastgeber Gebhard Aierstock sowie Bürgermeister Magnus Hoppe aus Herbertingen setzen den ersten Spatenstich.
Für den ersten Spatenstich mit Regierungsvizepräsident Dr. Utz Remlinger vom RP Tübingen hatten wir bewusst den Standort in Zwiefalten-Sonderbuch ausgewählt. Dr. Christoph Gehlen, Leiter Leitungsbau bei Amprion, betonte: „Hier in Sonderbuch ist uns die Besonderheit gelungen, durch die Vermittlung von Bürgermeister Matthias Henne einhundert Prozent Zustimmung für den Leitungsbau und damit für eine neue Umfahrung um den Ort zu erreichen.“
Zwiefaltens ehemaliger Bürgermeister Matthias Henne ergänzte, dass Amprion mit einer offenen und transparenten Projektkommunikation die Menschen in der Region von Beginn an mitgenommen und frühzeitig beteiligt habe.

Der Sprecher der Bürgerinitiative Hochspannungsleitung Riedlingen Gerhard Reichelt (v. l.), der Bürgermeister der Stadt Münsingen Mike Münzing, der Abteilungsleiter Energiewirtschaft des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Dr. Ulrich Maurer, der technische Geschäftsführer der Amprion GmbH Dr. Hendrik Neumann, der Leiter Leitungsbau der Amprion GmbH Dr. Christoph Gehlen und der Projektleiter Leitungsbau der Amprion GmbH Klaus Ludwig führen bei der feierlichen Inbetriebnahme den symbolischen Stecker zusammen.
Der Neubau der 90 Jahre alten Leitung hatte auf der Schwäbischen Alb und in der Donauebene seit Ende 2018 für großes Interesse gesorgt. Am Festakt anlässlich der Inbetriebnahme im ehemaligen Offizierskasino Württemberg Palais in Münsingen erschien eine Delegation des baden-württembergischen Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft. Rund 50 Gäste waren der Einladung von Amprion in den historischen Festsaal gefolgt – darunter auch das Regierungspräsidium Tübingen, mehrere Bürgermeister und Landtagsabgeordnete, die Bürgerinitiative Riedlingen sowie die Baufirmen SPIE, Omexom und Cteam.
Dr. Hendrik Neumann, technischer Geschäftsführer von Amprion, würdigte die Leistung aller Projektbeteiligten: „Auf der Schwäbischen Alb und in der Donauebene ist ein Stück Energiewende fertig gestellt. Wir sind stolz, dass wir die Leitung trotz der besonderen Umstände der Corona-Pandemie Ende Juni pünktlich in Betrieb nehmen konnten.“ Auch Dr. Ulrich Maurer fand als Vertreter des Umwelt- und Energieministeriums lobende Worte: „Hier haben die Amprion GmbH und alle anderen Beteiligten einen ziemlich guten Job gemacht.“